Mittwoch, 15. September 2021

Unterricht von den verschiedenen Weisen zu beten

Was bedeuten die verschiedenen Leibesstellungen und Gebräuche bei dem Gebete der Katholiken?

Im Allgemeinen bedeuten sie, daß man Gott nicht nur mit der Seele, sondern auch mit dem Leibe ehren, dienen und anbeten müsse. Wenn man also mit lauter Stimme betet, so will man Gott nicht bloß mit dem Geiste, sondern auch mit dem Munde loben. Wenn man mit entblößtem und geneigtem Haupte, mit gefalteten oder erhobenen Händen mit gebogenen Knieen, mit gebeugtem oder zur Erde gestrecktem Leibe betet, so gibt man hierdurch seine Unwürdigkeit vor Gott zu erscheinen, und seine Ehrfurcht und Unterwürfigkeit gegen die Majestät Gottes zu erkennen, vor der wir uns nicht genügend demütigen können. Das Kreuzzeichen erinnert uns, daß Christus uns bis zum Tode des Kreuzes geliebt und dadurch von der Sünde aud all' ihren Folgen erlöset hat, und ist zugleich ein Bekenntnis unseres Glaubens an den Gekreuzigten. Wenn wir damit Stirne, Mund und Brust bezeichnen, so wollen wir damit sagen, daß wir Christum durch unsere Gedanken, Worte und Werke ehren sollen und wollen; und wenn wir dabei die Worte aussprechen: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes," so geben wir dadurch zu verstehen, daß alle Wohltaten, die uns durch Christus zuteil wurden, im Grunde den dreieinigen Gott zum Urheber haben, sowie, daß ein Leben, welches wir Christo weihen, auch der Ehre der heiligsten Dreifaltigkeit geweiht sei. -
Manche bei dem Gebete vorkommenden Gebräuche sind schon im alten Testament vorhanden gewesen und von Christus Selbst auch beobachtet worden, z. B. das Niederfallen auf das Angesicht, das Beugen der Knie etc.; andere aber wurden erst von den Aposteln und ihren Nachfolgern eingeführt, wie das Emporheben und Ausspannen der Hände, das Bezeichnen mit dem Heiligen Kreuze usw.

entnommen aus: christkatholisches Unterrichts- und Erbauunsbuch, R. P. Goffine, Ord. Präm., mit vielen Erzbischöflichen und Bischöflichen Approbationen 1867-1874