Dienstag, 3. August 2021

Über die Notwendigkeit des Gebetes

Wie der Vogel ohne Luft, der Fisch ohne Wasser nicht leben kann, so kann der Mensch kein wahres, gottseliges Leben führen ohne Gebet. Das Gebet, sagt ein heiliger Kirchenvater, ist das Atemholen der Seele. Gleichwie der Körper das Leben von der Seele erhält, ebenso erhält die Seele ihr (geistliches) Leben vom Gebet. Und wie der Leib ohne die Seele nicht Leben kann, so ist auch die Seele ohne Gebet schwach und wie tot. Ein Mensch, der keine Freude am Gebet hat, im Gebet nachlässig wird oder gar nicht mehr betet, der wird und muß der Sünde verfallen, denn es wird ihn die Gnade Gottes verlasse, ohne welche er sich nie vor der Sünde bewahren kann. -
"Es will uns Gott," sagt der heilige Augustinus, "Seine Gnade mitteilen, aber Er will sie nur dem mitteilen, der Ihn darum bittet." Der Herr versichert uns dessen, wenn Er sagt: "Bittet und ihr werdet empfangen." Wer also nicht bittet, der empfängt auch nicht.
Da es aber wahr ist, was der hl. Augustinus schreibt: "Es wird der nie fromm zu leben verstehen, der nicht gut zu beten weiß," so ist es nicht genug, daß wir bloß beten, sondern wir müssen auch recht beten.
Das Gebet ist weit mehr Sache des Herzens als bloß der Lippen; es muß vom Herzen gehen. Bete also nicht bloß mit den Lippen, sondern mit dem Herzen, im Geiste und in der Wahrheit! O Christ! fange einmal an recht zu beten und du wirst erfahren, wie süß das Beten ist, und auch recht leben!


entnommen aus: Führer zur himmlischen Heimat, von einem Priester der Diözese Passau, Imprimatur 28. Mai 1914