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Lectio libri Sapientiae
Ich will mich aufmachen und die Stadt durchstreifen. In den Gassen und Straßen will ich Ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte Ihn und fand Ihn nicht. Es trafen mich die Wächter, welche die Stadt bewachen. "Habt ihr Ihn gesehen, den meine Seele liebt?" Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich Ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt Ihn fest und will nicht von Ihm lassen, bis ich Ihn führe in das Haus meiner Mutter, in das Gemach derer, die mich geboren.
(Bräutigam): Ich beschwöre euch, (ihr Töchter) Jerusalems, bei den Gazellen und Hirschen der Fluren! wecket nicht, wecket nicht auf die Geliebte, bis sie selbst es will.
(Braut): Drücke mich wie ein Siegel auf Dein Herz, wie ein Siegel auf Deinen Arm; denn stark wie der Tod ist die Liebe, ihr Eifern unerbittlich wie die Unterwelt; ihre Flammen sind flammendes Feuer, flammende Glut. Viele Wasser vermögen die Liebe nicht zu löschen, und Ströme können sie nicht überfluten. Wollte jemand auch alle Habe seines Hauses geben für die Liebe: für nichts würde man es achten.
entnommen aus Schott Meßbuch 1957 Imprimatur