Donnerstag, 1. April 2021

Heilige Stunde - Betrachtung - Das Herz Jesu auf dem Kreuzwege

"Und Er trug Sein Kreuz hinaus an den Ort,Calvaria genannt." (Joh. 19) Nach der Verurteilung Jesu Christi brachten die Henkersknechte sogleich das schwere Kreuz herbei, und warfen es krachend vor die Füße des Herrn hin. Bei diesem Anblicke erbebte zwar das liebende Herz Jesu Christi; aber entschlossen, Alles für uns zu unternehmen, umfaßt Er Sein Kreuz mit heiliger Ergebung, und geht, mit der Dornenkrone auf dem Haupte, und der Kreuzeslast auf den Schultern, wie ein sanftmütiges Lamm, den Weg nach Golgotha, um daselbst auch denen das Leben zu erwerben, die es Ihm nehmen. Jeder Tritt erschüttert Sein Gebei, und drückt die Dornen tiefer in Sein heiligstes Haupt Er sinkt aus Entkräftung öfters unter dem Kreuze nieder. Niemand ist da, der auch nur so viel Erbarmung hätte, Ihm aus Seinem Blute empor zu helfen. Am schmerzlichsten jedoch war Sein mitleidvolles Herz durch den Anblick Seiner tiefbetrübten Mutter Maria verwundet, als Sie Ihm auf dem Leidensweg entgegen kam. Dieser Liebesschmerz, der hier die zwei heiligsten Herzen durchdrang, übersteigt jede menschliche Vorstellung. Die weinende Mutter wird von den rohen Kriegsknechten erbarmungslos zurückgestoßen, Jesus aber angetrieben, den WEg zur Kreuzigung schneller vorwärts zu gehen. Wird dem Heilande durch Simeon von Cyrene Sein körperliches Leiden auch erleichtert, so leidet umso schmerzlicher Sein liebendes Herz bei dem Gedanken, wie Wenige auch in Zukunft Sein Kreuz in Ergebung annehmen, und ihm in Liebe nachfolgen werden.
O göttliches, tief gebeugtes Herz! wie reut mich bei dem Anblicke Deiner Leiden jede Beleidigung, dadurch ich Dich ehedem gekränket, und Dir jene empfindlichen Schmerzen verursacht habe, die Du auf diesem Wege leiden mußtest. O könnte ich vor Mitleid weinen, wie die frommen Frauen von Jerusalem! Ja ich will meine Sünden bei Erwägung Deiner Leiden beweinen, und nie wieder vergessen, was Dein Herz meinetwegen gelitten hat. "Wer Mein Jünger sein will," sprichst Du, "der verläugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach." Siehe, ich bin bereit, o mein Jesu! alle Leiden und Kreuze aus Liebe zu Dir zu umfangen; o lehre Du mich Selbstverläugnung, mache mich würdig, Dein treuer Schüler und Nachfolger zu sein.

Fünf Vater uns und Gegrüßet seist Du Maria.


entnommen aus: Die heilige Stunde, G. W., Gutheißung Bischof Benignus von Autun, 10.Februar 1830