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Daher kann "eine Seele, die das betrachtende Gebet nicht übt, unmöglich im Dienste Gottes treu bleiben." (hl. Alfons Liguori)
Das betrachtende Gebet aber besteht wesentlich darin, daß man sich irgend einen Punkt der christlichen Glaubens- oder Sittenlehre ins Gedächtnis ruft, über denselben nachdenkt, die Lehren, die man darin findet, auf sich anwendet und davon Veranlassung nimmt, sich in frommen Anmutungen mit Gott zu unterhalten und gute, genau bestimmte Vorsätze für sein Leben und handeln am heutigen Tage daraus zu ziehen. Ernstlicher guter Wille und die Gnade Gottes, um die du bitten mußt, werden alle Schwierigkeiten überwinden.
Mache auch wo möglich täglich, eine geistliche Lesung. Im Gebet reden wir mit Gott; in der geistlichen Lesung aber redet Gott mit uns. Schließe hieraus, welch großer Nutzen der Seele daraus zuteil wird.
1. In der Wahl eines geistlichen Buches siehe weniger auf die hohe Gelehrsamkeit, als auf Einfachheit und soliden Inhalt, wobei du am sichersten verfährst, wenn du deinen Beichtvater oder Seelsorger zu Rate ziehst.
2. Vor der Lesung sprich: Rede Herr, Dein Diener hört.
3. Lies langsam und nicht zu viel auf einmal, aber aufmerksam und merke dir allezeit eine besondere Lehre oder Tugend, die du ausüben sollst.
4. Endige deine Lesung mit einer frommen Anmutung,
z. B. Bekräftige, o Gott, was du in mir gewirkt hast.
entnommen aus Vade mecum, P. Andreas Ehrensberger S. J., 11. Aufl. Regensburg 1907 mit oberhirtlicher Approbation Regensburg 1907