Sonntag, 5. September 2021

Fest des hl. Laurentius Justiniani, Bischofs und Bekenners

Quelle: Wikipedia
Laurentius Justiniani, ein Sprößling des alten adelichen Geschlechtes Justiniani in Venedig, wurde im Jahre 1380 geboren. Sein Vater Bernardo, ein frommer Christ, starb frühzeitig, und hinterließ seiner Gemahlin Querini, die ebenfalls aus einem edlen Hause Stammte, mehrere noch unerzogene Kinder. Die junge Wittwe zog sich von der Welt zurück, und widmete ihre Zeit der Erziehung ihrer Kinder, dem Gebete und frommen Übungen. Unter ihren Kindern hatte am meisten Sinn für Gott und Höheres Laurentius. Statt jugendlichen Unterhaltungen nachzugehen, unterredete er sich mit frommen und weisen Männern über religiöse Dinge. Er bezog alle seine Gedanken, Reden und Handlungen auf Gott. In einem Alter von neunzehn Jahren wollte er der Welt entsagen, in ein Kloster gehen und sich ganz dem Dienste des Herrn weihen. Bevor er seinen Entschluß ausführte, flehte er zu Gott um Erleuchtung und bat auch fromme Männer um ihren Rat. Unter diesen war sein Oheim von mütterlicher Seite, ein frommer und gelehrter Priester aus der Kongregation des heiligen Georg von Venedig. Dieser riet ihm, er sollte sich zuvor durch allmählich steigende Bußwerke prüfen, ehe er in den Orden trete. Der Jüngling befolgte den weisen Rat dieses Menschenkenners. Er schlief wenig und auf der Erde; er fastete und züchtigte seinen Leib. Seine Mutter, besorgt für seine Gesundheit, suchte ihn von seinem Entschlusse abzubringen, und zu bereden, ein weltliches Geschäft zu übernehmen. Um diesem Zumuten zu entkommen, verließ Laurentius heimlich das elterliche Haus und begab sich zu den regulierten Chorherren der Kongregation des heiligen Georg. Hier übertraf er bald Alle an Bußeifer. Mit unerbittlicher Strenge unterwarf er seine Sinnlichkeit dem Geiste, und diesen Gott. Er erlaubte sich nie eine Erholung, außer sie befördere sein Seelenheil. Er gewöhnte sich an Kälte und Hitze, an Hunger und Durst, um sich für jede Entbehrung abzuhärten. Während seiner Prüfungszeit überfiel ihn eine schwere Halskrankheit und er mußte sich einer schmerzlichen Operation unterwerfen. Als die Anwesenden darob schauderten, sprach er: " Glaubt ihr, DEr könne mich nicht stärken, welcher einst die drei Knaben im Feuerofen unverletzt erhielt?" Er duldete auch die schmerzliche Behandlungsart mit bewunderungswürdiger Geduld. Man hörte keine Klage aus seinem Munde. Wie seine Geduld, so seine Demut. Er verrichtete die niedrigsten Dienste. Beim Almosensammeln ging er am liebsten in jene Häuser, wo er am meisten verspottet wurde. Seinen Obern war er in Allem gehorsam, und vollzog jeden ihrer Befehle mit Freudigkeit und Pünktlichkeit. Bei gemeinschaftlichen Andachtsübungen war er immer der Erste, der erschien, und der Letzte, der sich entfernte. Kurz, an Allem, was sich auf Andacht, Gehorsam, Demut und Selbstverleugnung bezog, hatte er die größte Freude. Nachdem seine Vorbereitungszeit vorüber war, empfing er die heiligen Weihen. Nun arbeitete er rastlos an dem Wohle der Menschheit. Wegen seines unermüdlichen Eifers erwählten ihn seine Mitbrüder, obgleich er sich weigerte, zu ihrem Obern. Auch diese Stelle füllte er gehörig aus. Er traf die zweckmäßigsten Verbesserungen. Die Aufzunehmenden prüfte er strenge und lang. Gegen seine Untergebenen war er lauter Liebe. Der Ruf seiner Weisheit und Frömmigkeit kam auch zum Papste Eugenius IV. Dieser ernannte ihn im Jahre 1433 zum Bischofe von Venedig. Der Heilige bot Alles auf, um diese Würde loszuwerden. Doch vergebens.  Er mußte sich dem Willen des Oberhirten der Kirche fügen. Als Bischof lebte er ebenso demütig, strenge und bußfertig wie in seiner Zelle. Ganze Nächte betete er zum Herrn für sich und seine Herde um Gnade. Er ging umher und tat wohl. Seine Menschenliebe ward nicht müde, die rohesten Menschen zu ertragen, die Unwissenden zu belehren, Sünder zu bekehren, bekehrten Sündern Gnade und Verzeihung im Namen Gottes anzukündigen, Hilfsbedürftigen zu helfen, Betrübte zu trösten, Allen Alles zu werden. Seine Hausgenossen waren fünf arme Personen. Er speiste auf irdenem Geschirre; ein ärmlicher überdeckter Strohsack war sein Lager und ein schlechter Talar sein Kleid. Alles, was er einnahm, gab er den Armen. Solche Tugend erwarb ihm die Liebe Aller. Er stiftete auch mehrere Klöster und erbaute Kirchen, und errichtete zehn neue Pfarreien in Venedig zur Erleichterung der Seelsorge. Nach dem Todes des Patriarchen von Grado übertrug Papst Nikolaus V. die Patriarchenwürde auf dem bischöflichen Stuhl von Venedig dem Laurentius und ernannte denselben zum ersten Patriarchen dieser Stadt. Diese Ernennung erfüllte ganz Venedig mit Jubel und Freude. Unermüdet im Dienste des Herrn und der Menschen erreichte er ein Alter von 74 Jahren. Als er sein ende nahe fühlte rief er entzückt aus: "Ja, mein lieber Heiland! ich komme zu Dir." Nachdem er in seiner Hauskapelle die heiligen Sakramente empfangen hatte, machte er sein Testament. Doch er war so arm, daß er über Nichts verfügen konnte. Sein letzter Wille bestand darin, daß die Menschen fromm leben möchten, und daß man ihn wie einen gemeinen Mönch in dem Kloster zum heiligen Georg begraben sollte. Dann ermahnte er die Umstehenden zur Liebe Gottes und des Nächsten. Nach dieser Ermahnung blickte er gen Himmel, rief: "Jesus!" und verschied. Es war am 8. Januar des Jahres 1455. Laurentius war 22 Jahre Bischof und 4 Jahre Patriarch von Venedig. Papst Clemens VII. sprach ihn im Jahre 1524 selig und Papst Alexander VIII. im Jahre 1690 heilig, und verlegte sein Fest auf den 5. September, weil er an diesem Tage zum Bischof geweiht wurde.


Betrachtung

Durch das Gebet gelangte der heilige Laurentius zu der großen Frömmigkeit, die wir an ihm bewundern. Das vom Geiste Gottes durchdrungenen Gebet erleuchtet den Menschen in der Erkenntnis seiner Pflichten, läutert die Neigungen des Herzens und vereinigt ihn mit Gott, dem Spender aller Gnaden. Um aber dieser hoher Gaben würdig zu werden, ist stille Einsamkeit und Besiegung der Sinnlichkeit vorzüglich notwendig. Wer des Umgangs mit Gott genießen will, muß, sei er auch mitten im Geräusche der Welt, ebenso wie in der Einöde sich ganz dem Drange nach oben hingeben. Das Gebet ist das einzige Mittel, die reichlichen Gnaden aufzufassen, die der Quelle der göttlichen Güte entströmen.



Gebet

Göttlicher Heiland! Dein ganzes Leben war Gebet. Gib, daß wir Deinem heiligen Beispiele nachfolgen, wie Laurentius, und so zur Vollkommenheit gelangen! Amen.


entnommen aus: Legende der Heiligen auf jeden Tag des Jahres nebst der Anwendung auf die Glaubens- und Sittenlehre, hrsg. von einem Verein katholischer Geistlichen der Diözese Augsburg, 1836